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(K)ein digitaler Alptraum

Papier oder Software? Schreibblock oder Tablet? In den letzten Jahren hat sich viel verändert. Trends kamen und gingen, nicht so die Digitalisierung. Sie schreitet in einem atemberaubenden Tempo voran und überfordert so manch einen Betrieb. Ein digitaler Alptraum?

Grafik (K)ein digitaler Alptraum

Digitalisierung in der Heimbranche: von der kritischen Perspektive zur aktiven Auseinandersetzung

Um einem digitalen Alptraum vorzubeugen ist es zunehmend erforderlich, den Trends der digitalen Transformation aktiv zu begegnen und den Wandel strategisch erfolgreich voranzutreiben. Die digitale Revolution und assoziierte Veränderungen, erfordern mehrheitlich eine Umstrukturierung und Neuausrichtung etablierter Unternehmensabläufe. Dies steht im direkten Widerspruch zur Heimbranche, die gemeinhin als wenig technikaffin gilt.

Digital sein bedeutet Wandel

Angesichts des rapiden Wandels bedarf es an Technologieexperten mit Geschäftsverständnis. Wie so oft, beginnen solche weitläufigen Veränderungen beim Top-Management, das als Vorbild des digitalen Wandels innerhalb einer Organisation vorangehen muss. Technologie-affine leitende Funktionen, sind mit der Orchestrierung des digitalen Wandels beauftragt. Zielführend ist dies allerdings nur dann, wenn auch innerhalb von Abteilungen und Teams eine Offenheit für neue Prozesse und die Veränderungsbereitschaft vorherrscht. Letztendlich ist jeder einzelne Mitarbeitende gefordert und Selbstkompetenz gewinnt stark an Bedeutung. Der Umgang mit steigender Komplexität, die Strukturierung von Arbeitsabläufen oder etwa das erfolgreiche Bewältigen einer ansteigenden Informationsflut und nicht zuletzt das effiziente Zeitmanagement, sind für den digitalen Wandel fundamentale Kompetenzen.

IT-Kenntnisse und Veränderungskompetenz zwingend

Obschon der Computer im Gesundheitswesen gewiss nicht das zentrale Arbeitsinstrument darstellt, nehmen die IT-Kompetenzen eine immer grössere Rolle ein. Generell sind eher grundlegende Kompetenzen gefordert. Dadurch steigen die allgemeinen Anforderungen an den Betrieb und folglich direkt an das Personal. Ohne Basiswissen im IT-Bereich wird es künftig nicht mehr gehen. Nicht zuletzt die damit verbundene Zunahme an Informationen machen daher Abstraktionskompetenzen erforderlich, um relevante Daten erkennen und korrekt interpretieren zu können. Daran knüpft die Fähigkeit zum interdisziplinären Denken unmittelbar an. Mitarbeitende müssen bereit sein, sich vorurteilsfrei auf neue Aufgabenbereiche und Denkweisen einzulassen. Dabei geht es nicht darum, das bisherige Ressort vollständig zu verlassen. Scheint der eigene Arbeitsplatz in Gefahr, so endet die Offenheit gegenüber der Digitalisierung rasch. Vielmehr steht die Erweiterung des eigenen Horizonts und der Gewinn am Wissenserwerb im Vordergrund. Veränderungskompetenz zahlt sich unweigerlich auch auf die eigenen Zukunftschancen aus.

Mut und Neugier als Erfolgsfaktoren

Führungskräfte sind vermehrt mit der Dringlichkeit konfrontiert, sich mit der Digitalisierung im eigenen Betrieb auseinanderzusetzen. Der Wechsel von einem reaktiven zu einem aktiven Verhalten ist dabei ebenso grundlegend, wie sich zum Entschluss durchzuringen, eine digitale Strategie einzuläuten. Weil die digitale Transformation unterschiedlichste Ebenen des gesellschaftlichen Lebens tangiert, transformiert sie automatisch auch die Art und Weise, wie Organisationen funktionieren. Von der internen und externen Kommunikation zur Arbeitsorganisation oder Dienstleistung, die eine Organisation erbringt; es gibt kaum ein Gebiet, das nicht betroffen wäre. So gewinnt bspw. eine umfassende Onlinepräsenz bei sozialen Institutionen zunehmend an Bedeutung. Nebst einer zeitgemässen Webseite ist die Pflege auf sozialen Netzwerken mit steigender Tendenz unerlässlich, speziell für niederschwellige Kontaktaufnahme oder Beratungsleistungen. Die dazu notwendigen technologischen und komplexen Hilfsmittel, setzen ein spezifisches Know-how voraus.

Die Digitalisierung reorganisiert, auch soziale Institutionen

Folgenden Aspekte stehen bei der Einführung und dem Einsatz technologischer Innovationen ganz oben auf der Liste:

  • Frühzeitige Zusammenarbeit zwischen Institution und Technikentwicklung
  • Systematische Einbindung von Mitarbeitenden in Forschung, Entwicklung und Einführung
  • Aktive Kompetenzentwicklung, neue Rollen und Berufsbilder kreieren
  • Finanzierung, Investition und Kostenübernahme klären
  • Balance zwischen Datenschutz und Schutz vor Überwachung finden

Der Dachverband für Heime und soziale Institutionen CURAVIVA Schweiz, hat Anfang 2019 einen nützlichen Leitfaden veröffentlicht:

Download: ICT-Strategie – für Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf.pdf

Die Digitalisierung ist zu einem essentiellen Faktor der Organisationsentwicklung geworden. Zwingend ist die ethische und nicht nur technologisch fundierte Diskussion über Chancen und Risiken, um den künftigen Einsatz digitaler Technologien selbstbestimmt und zielgerichtet mitzugestalten. Erfahrungen und Best-Practices sind bislang kaum vorhanden. Für Organisationen besteht die übergeordnete Herausforderung, sich trotzdem das kritisches Potenzial der Digitalisierung zu bewahren und relevante Bereiche gezielt anzustreben.

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Referenzen:
https://15.sozialinfo.ch/jubilaeumsserie/digital-und-sozial/
https://www.zhaw.ch/storage/psychologie/upload/iap/studie/IAP-Studie_Teil-2_Bericht.pdf
https://www.inqa.de/SharedDocs/PDFs/DE/Publikationen/pflege-4.0.pdf

„Mut ist wie Veränderung, nur früher“

Grafik: Samuel Simeon
Samuel Simeon
Geschäftsführer
Dipl. Wirtschaftsinformatiker HF
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